Von Künzelsau nach Tatarstan
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Bei Mendeleevsk in der russischen Republik Tatarstan, 1.000 km östlich von Moskau, wurde Anfang 2016 der neue Industriekomplex OAO „Ammonium“ eingeweiht. Die Chemieanlage produziert Harnstoff, Ammoniumnitrat und Stickstoffdünger für die industrielle Landwirtschaft sowie Methanol als Rohstoff für die petrochemische Industrie. An der Konstruktion und dem Bau der Fabrik waren Konzerne aus Russland, Japan und China beteiligt. Die Krantechnik für die Wartung der chemischen Anlage stammt von STAHL CraneSystems aus Künzelsau.
Im Zusammenhang mit Energie aus Erdgas denkt nicht jeder sofort an Nahrungsmittel. Methan allerdings wird nicht nur als Heizgas verwendet, sondern ist auch ein wichtiger Rohstoff für die synthetische Herstellung von Ammoniak – aus dem wiederum die meisten Düngemittel hergestellt werden. Ohne diese könnte ein Großteil der heutigen Weltbevölkerung nicht ernährt werden. Russland verfügt, neben den USA, über die größten Erdgasvorkommen weltweit und hat ein wachsendes Interesse daran, seine natürlichen Ressourcen vielfältig zu nutzen. 2010 wurde daher beschlossen, die drittgrößte Düngemittelanlage der Welt zu errichten – das größte Bauvorhaben dieser Art in Russland seit 20 Jahren. Im Jahr können in der Anlage 717.000 t Ammoniak, 717.000 t Harnstoff, 238.000 t Methanol und 300.000 t Ammoniumnitrat hergestellt werden, was etwa 5 % des russischen Düngemittelmarktes ausmacht.
Um den reibungslosen Betrieb der Anlage zu gewährleisten, sind insgesamt 11 Krane, 6 Elektroseilzüge und 30 Hand-Kettenzüge von STAHL CraneSystems im Einsatz. Zusammen mit den erfahrenen Ingenieuren und Spezialisten der Abteilung International Projects (IP) bei STAHL CraneSystems hat der zertifizierte Partner von STAHL CraneSystems – Elektrotjazhkran mit Sitz in Sankt Petersburg – eine technisch und wirtschaftlich ausgereifte Lösung gefunden. Damit konnte er sich gegen russische, bulgarische und deutsche Mitbewerber durchsetzen. Der Auftrag an Elektrotjazhkran umfasste das Engineering, die Beschaffung und die Fertigung (EPC). Der Vertrag wurde Anfang 2013 unterzeichnet, die Auslieferung der Krane und Hebezeuge erfolgte Ende 2013.
„Durch die Installation der Anlage in Russland waren die Anforderungen an die technische Dokumentation sehr hoch. Wir haben schon kurz nach der Vertragsunterzeichnung begonnen Zeichnungen, Montagepläne und viele weitere Informationen und Zertifikate zur Genehmigung an die zuständige Engineering Company zu senden. Insbesondere bei der erforderlichen Zertifizierung für Russland standen wir in engem Kontakt zu den Kollegen in Russland“, berichtet Thomas Wöhrle, Projektleiter in der IP-Abteilung bei STAHL CraneSystems. „Wir haben als EPC Contractor Erfahrung mit der Abwicklung internationaler Projekte und den dabei geforderten internationalen und länderspezifischen Vorgaben. Unser Know-how konnten wir bei diesem Projekt voll einsetzen und unseren Partner tatkräftig unterstützen.“ Die Lieferung der Krantechnik konnte so termingerecht und zur vollen Zufriedenheit des Endkunden erfolgen.
Neben den Anforderungen des internationalen Projektgeschäfts waren auch die Ansprüche an die eingesetzte Technik besonders hoch: Bei der Auslegung der Hebezeuge und Krankomponenten waren die aggressive Ammoniak-Atmosphäre sowie die Explosionsgefahr in einigen Bereichen der Fabrik (Ex Zone II C T4) maßgebliche Faktoren. Die Lackierung erfolgte daher mit spezieller, zinkhaltiger Farbe – der 3-schichtige Farbauftrag beträgt insgesamt 240 µm. Die Krane und Hebezeuge sind teilweise explosionsgeschützt für Zone 1 ausgeführt. Zusätzlich mussten die Anforderungen der russischen Normen erfüllt werden, die im Rahmen eines zweitägigen „Clarification Meetings“ in Moskau mit den beteiligten Firmen diskutiert wurden. Die Montage vor Ort wurde durch die am Konsortium beteiligten Firmen durchgeführt, welche von Elektrotjazhkran als Supervisor unterstützt wurden.
Nach 5 Jahren Bauzeit verkündete OAO „Ammonium“ im Februar 2016 die Inbetriebnahme der Anlage, eine zweite Ausbaustufe soll bereits in Planung sein.